KÜNSTLER:INNEN STIPENDIATE



 

Mila Panić

Mila Panić, If I stop smiling, they will see how angry I am, MADNESS, 2024, installation view, Courtesy of the artist and eastcontemporary, Milan

Mila Panić (*1991, Brčko, Bosnien) ist eine bildende Künstlerin und Stand-up-Comedian mit Wohnsitz in Berlin. Ihre künstlerische Praxis reicht von persönlicher Dokumentation bis hin zu poetischen visuellen und diskursiven Elementen, durch die sie einen Zyklus erschafft, der die vielfältigen Hinterlassenschaften der Migration interpretiert. Von Zeichnung bis hin zur Stand-up-Comedy ist Mila für ihren schwarzen Humor und ihre ironischen Wendungen bekannt. Mit ihrem scharfen Witz und ihrer furchtlosen Gesellschaftskritik fesselt sie ihr Publikum. Indem sie sich über die Normalisierung von Angst und Gewalt lustig macht, befreit sie die Sprache von der individuellen Verzweiflung, dass eine einzelne Person die Welt nicht verändern könne. Diese Veränderung geschieht jedes Mal, wenn sie einen Witz macht – und jedes Mal, wenn das Publikum darüber lacht. Sie ist Initiatorin und Mitbegründerin des Vereins und der Online-Plattform Fully Funded Residencies e.V., die einen Überblick über bezahlte Möglichkeiten für Kulturschaffende bietet.

Mila Panić ist Gewinnerin des ZVONO Young Visual Artist Award von Bosnien und Herzegowina (2020) und erhielt zahlreiche Stipendien und Förderungen, darunter das Stiftung Kunstfonds Bonn Stipendium (2023, Deutschland), das Braunschweig Projects Künstlerstipendium (2022/23, Deutschland), das Koganecho Bazaar A-i-R Manager Internship in Residence (Japan), das Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop (Deutschland), Residency Unlimited, New York (USA) sowie das Forschungsstipendium für Bildende Kunst (2021) der Senatsverwaltung für Kultur und Europa (Deutschland), u.a.

 

Naëmi Ada

Still aus Kurzfilm LOLA 4, Bild von Leyla Hoppe

Naëmi Ada erzählt Geschichten, die das Persönliche durch abstrahierende Erzählformen reflektieren. Ihre Werke entstehen aus intensiven Kollaborationen mit ihrem Team und den Darstellenden – geprägt von langen Recherche- und Probeprozessen. Körperlichkeit spielt dabei eine zentrale Rolle und formt die narrative Struktur ihrer Filme.

Naëmi erzählt von sich selbst und den Menschen, die sie umgeben. In ihrem aktuellen Projekt Body of Glass thematisiert sie die Suche nach einer neuen Authentizität nach erlebter Gewalt in einer Liebesbeziehung. Sie erforscht die Grenzen zwischen Lüge und Performance, zwischen „Echtsein“ und einem gebrochenen moralischen Kompass. Die Geschichte entfaltet sich in einer Welt des Tanzes – zwischen der permanenten Präsenz des Angeschaut-, aber nicht Gesehen-Werdens.

Tanz ist ein essenzieller Bestandteil von Naëmis Filmen. Als ausgebildete Tänzerin und Künstlerin, die sich intensiv mit körperlicher Ausdrucksarbeit im Schauspiel beschäftigt, verwebt sie Bewegung mit Erzählung.

Body of Glass ist Naëmis Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Der deutsch-französische Koproduktion wird im Frühjahr 2025 in Marseille gedreht.

 

Daniela Kneip Velescu

Daniela Kneip Velescu

Daniela Kneip Velescu erzählt schelmisch komplexe Geschichten über Identitäten und Moral im Spätkapitalismus. Neben individuellen Arbeiten hinaus, gibt es immer wieder abstrakte soziale Gefüge und konkrete Räume, welche von ihr in Kollaborationen gestaltet werden – sei es mother im Frankfurter Kunstverein, der Salon der Städelschule in Frankfurt am Main oder ihr Engagement im Spațiul comun in Bukarest. Darüber hinaus thematisierte die Künstlerin (Meisterschülerin, Städelschule) ihr kollaboratives Arbeiten ganz konkret in ihren Beiträgen zur Bangkok Biennial 2018 sowie 2020 oder zuletzt in einem Pavillon zur Online-Biennale thewrong als Kuratorin, versteckt hinter einem Synonym. Neben zahlreichen Ausstellungen, u.a. im Kunstverein Bellevue-Saal Wiesbaden, Kreuzberg Pavillon, TheTip, Hospitality, Frankfurter Kunstverein oder den Opelvillen in Rüsselsheim, stellte sie zuletzt im Kunstraum Sangt Hipolyt in Berlin aus. Im selben Jahr, 2023, reiste sie im Rahmen eines Stipendiums der Stiftung Kunstfonds entlang der Donau auf den Auswanderungsrouten ihrer Familie durch Europa, woraus die Grundlage ihrer Einzelausstellung Vampire Facelift, die im März 2024 im Kunstverein Grafschaft Bentheim eröffnet, entstand.

https://www.kneipvelescu.de/

Nele Dehnenkamp

Small Universe (AT) – Nele Dehnenkamp, 2023

Nele Dehnenkamp arbeitet als freie Autorin und Regisseurin für Dokumentarfilme, Reportagen und Radio-Features. Sie studierte Sozialwissenschaften in Berlin und New York sowie Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg. In ihren meist beobachtenden Arbeiten betrachtet sie die vielschichtigen Erfahrungen von Traum und Trauma, häufig aus der Perspektive von Frauen. Ihre Filme wurden auf international renommierten Festivals wie IDFA, DOK Leipzig und in Palm Springs gezeigt und vielfach ausgezeichnet. Für ihren letzten Kurzfilm „Seepferdchen“ erhielt sie unter anderem den Grimme-Preis, den CIVIS-Medienpreis sowie den Goldenen Spatzen. Er war zudem für die Academy Awards 2022 qualifiziert.

Das Stipendium unterstützt den Filmdreh „Kleines Universum“ (AT), der die Geschichte von Amena Karimyan erzählt. Amena gründete, als sich noch in Afghanistan lebte, den Astronomie-Club „Kayhana“ (Persisch: „kleines Universum“). Mit einem Planeten-Modell ging sie von Schule zu Schule, um jungen Mädchen das Weltall zu erklären. Als aufstrebende Astronomin, wollte sie Schülerinnen für die Wissenschaft begeistern, ihren Horizont erweitern und ihnen zeigen, dass auch sie in einem faktisch männlich geprägten Land nach den Sternen greifen dürfen. Im Jahr 2021 übernahmen die Taliban die Macht und ihre Arbeit als Astronomin wurde für sie lebensgefährlich. Amena musste aus Afghanistan fliehen und lebt nun fernab ihrer Heimat in einer süddeutschen Kleinstadt, wo sie versucht, sich ein neues Leben als junge Forscherin aufzubauen. Die Blicke durch das Teleskop in die unendlichen Weiten des Nachthimmels geben ihr Hoffnung: Eines Tages möchte die 26-Jährige ins Weltall fliegen, am liebsten zum Mond. Die sozialen Medien und die Videoanrufe aus Afghanistan holen sie jedoch immer wieder in die Realität zurück. Tagtäglich sieht sie mit an, wie das Universum afghanischer Frauen stetig kleiner wird – von höherer Bildung sind sie mittlerweile ganz ausgeschlossen. In atmosphärischen Bildern von dieser und anderen Welten zeichnet „Kleines Universum“ das Porträt einer unbeirrbaren Frauenrechtlerin und Wissenschaftlerin, die die Hoffnung nicht aufgeben will und sie dafür jeden Tag neu erfinden muss.

https://www.3sat.de/film/docume/docume---kleines-universum-100.html

Nandi Nastasja Grollik

Stray Flower – Nandi Nastasja Grollik, 2022

Unterstützung zur Realisation des Filmdrehs „Stray Flower“ im Rahmen eines deutsch-namibischen Studierendenausstausches. Das Kurzfilmprojekt wurde von der Filmakademie Baden-Württemberg betreut.

Die deutsche Regiestudentin Nandi Nastasja entschied sich im Rahmen des deutsch-namibischen Studierenden Austausches, der einlädt, jungen Kreativen aus beiden Ländern Zugang zur Lebenswirklichkeit vor Ort und zu aktuellen Themen der Gesellschaft zu ermöglichen, einen Kurzfilm über den Völkermord der Nama und Herero durch die deutsche Kolonialmacht zu produzieren. 1904 begann der Völkermord an den Herero und Nama durch die deutsche Kolonialmacht in Südwestafrika. Ein Jahrhundert später wissen wir noch immer sehr wenig über die Erfahrungen derer, die diese erste systematische Massenvernichtung des 20. Jahrhunderts erlebt haben. Bei dem Drehbuch des Films beriefen sich Nandi Nastasja und der namibische Drehbuchautor Laudika Hamutenya sich auf Interviews, die sie in Windhoek mit Journalisten, Hereros und Namas und der Ovaherero Genocide Foundation (OGF) geführt hatte, um eine Geschichte zu erzählen, die auf den realen Fakten des Genozides beruht. Sie recherchierten im National Namibian Archive und der National Namibian Library, weil ihnen bewusst war, dass sie sich mit sehr viel Respekt und Vorsicht an das Thema begeben mussten. Zusammen entschieden sie sich die Geschichte von der fiktiven Protagonistin Hinavandu zu erzählen, eine junge Herero, die sich nach ihrer Flucht vor dem Krieg in einem Aufsammellager wiederfindet und deren Geschichte auf wahren Erzählungen beruht. Wichtig bei diesem Projekt war die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort in Namibia und den Nachkommen der Zeitzeugen. Nur durch sie und ihre Geschichte konnte die Regisseurin Nandi Nastasja ihre erzählerische Perspektive einnehmen, und ihre Vision erarbeiten.

https://www.nandinastasja.com/

Catherine Biocca

Those Unions – Catherine Biocca, 2020

Catherine Biocca (*1984, IT) lebt und arbeitet in Berlin. Nach einem Studium der Politikwissenschaften in Rom studierte sie bei Georg Herold an der Kunstakdemie Düsseldorf und nahm 2014 am Residency Program der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam teil. Zu ihren Einzelausstellungen zählen You’re hired, Villa della Rose, Bologna, IT (2019); Complexity Cost, Greengrassi, London, UK (2019); Ancient Workers, Kunstfort Vijhuizen, NL (2018) und Bonsai Feeling, Kunstverein Nürnberg, DE (2017). Biocca war in Gruppenausstellungen vertreten wie Camouflage, LOK Kunstmuseum St-Gallen, CH (2019); Djima, GAK Bremen, D (2017); und der 3. Ural Industrial Biennial of Contemporary Art, Yekaterinburg, RU (2015). 2017 erhielt Biocca den Hans-Purrmann-Förderpreis der Stadt Speyer für Bildende Kunst und 2016 den STRABAG Artaward International. Vor Kurzem war Biocca Stipendiatin des Auswärtigen Amtes und stellt in Berlin zur Zeit auch im Haus am Lützowplatz sowie in K60, Wilhelmhallen, Reinickendorf aus.

https://www.catherinebiocca.com/